Mit dem Inkrafttreten des European Accessibility Act (EAA) im Juni 2025 ändert sich vieles für Unternehmen, die Produkte und digitale Dienstleistungen in der Europäischen Union anbieten. Ziel des EAA ist es, Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang zu Online-Angeboten, Apps, E-Commerce-Shops, Bankdienstleistungen, Nachrichtenplattformen und vielen weiteren digitalen Services zu ermöglichen. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten und setzt damit neue Maßstäbe für Inklusion und Teilhabe.
Was ändert sich durch den EAA?
1. Barrierefreiheit wird Pflicht
Der EAA verlangt, dass eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen – darunter Websites, mobile Apps, Online-Shops, Banken, Streamingdienste und mehr – barrierefrei gestaltet werden müssen. Das bedeutet, dass alle Nutzerinnen und Nutzer, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, diese Angebote nutzen können müssen. Kleinstunternehmen (weniger als 10 Mitarbeitende und maximal 2 Millionen Euro Jahresumsatz oder Bilanzsumme) sind vorerst ausgenommen, sollten aber langfristig auch auf Barrierefreiheit setzen.
2. Technische Standards werden verschärft
Als Grundlage für digitale Barrierefreiheit gelten die internationalen Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), aktuell in der Version 2.2. Diese Standards müssen Unternehmen ab Juni 2025 erfüllen. Das bedeutet zum Beispiel:
- Textalternativen für Bilder und Videos (damit Screenreader sie vorlesen können)
- Kontraste (für bessere Lesbarkeit)
- Tastaturbedienbarkeit (für Menschen, die keine Maus verwenden können)
- Verständliche Sprache und klare Struktur (für Menschen mit kognitiven Einschränkungen)
3. Neue Anforderungen an Test-Tools
Bisher wurde Barrierefreiheit oft nur oberflächlich geprüft – zum Beispiel mit Tools wie PageSpeed Insights, die zwar die Ladegeschwindigkeit und technische Performance einer Website bewerten, aber nur begrenzt Barrierefreiheit testen. Mit dem EAA werden die Anforderungen an Test-Tools deutlich höher: Sie müssen nun gezielt die WCAG-Kriterien überprüfen und Schwachstellen im Bereich Barrierefreiheit identifizieren. KI-gestützte Barrierefreiheitstests werden immer wichtiger, da sie auch dynamische Inhalte und komplexe Schnittstellen besser analysieren können als klassische Tools.
Wie wirkt sich das auf SEO aus?
1. Barrierefreiheit und SEO sind eng verknüpft
Viele Maßnahmen für Barrierefreiheit – wie klare Strukturen, gut lesbare Texte, aussagekräftige Bildbeschreibungen und schnelle Ladezeiten – verbessern auch das Nutzererlebnis und damit die SEO-Performance einer Website. Suchmaschinen wie Google bewerten Websites, die barrierefrei sind, tendenziell besser, weil sie für mehr Menschen zugänglich sind und eine höhere Nutzerzufriedenheit bieten.
2. Keine direkte Integration von Barrierefreiheit in Google-Ranking
Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Google Barrierefreiheitskriterien wie die WCAG direkt in das SEO-Ranking einfließen lässt. Allerdings werden viele WCAG-Kriterien indirekt durch andere Rankingfaktoren wie Nutzerfreundlichkeit, Ladezeit und mobile Optimierung abgedeckt. Wer seine Website barrierefrei macht, erfüllt also oft automatisch wichtige SEO-Anforderungen.
3. Barrierefreiheit als Wettbewerbsvorteil
Unternehmen, die frühzeitig auf Barrierefreiheit setzen, können sich am Markt differenzieren. Sie erreichen mehr Nutzerinnen und Nutzer, verbessern ihr Unternehmensimage und erfüllen gleichzeitig die gesetzlichen Vorgaben.
Was müssen Unternehmen jetzt tun?
- Prüfen, ob sie vom EAA betroffen sind (z.B. Online-Shops, Banken, Medien)
- Barrierefreiheitstests durchführen (mit spezialisierten Tools und ggf. KI-gestützten Lösungen)
- WCAG-Kriterien umsetzen (z.B. Alternativtexte, Kontraste, Tastaturbedienbarkeit)
- Mitarbeitende schulen (damit auch neue Inhalte barrierefrei bleiben)
- Regelmäßig überprüfen und nachbessern
Der EAA bringt eine echte Wende für digitale Barrierefreiheit in Europa. Unternehmen müssen ihre digitalen Angebote so gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind. Die Anforderungen an Test-Tools wie PageSpeed Insights steigen – sie müssen künftig gezielt Barrierefreiheit prüfen. Auch wenn Barrierefreiheit nicht direkt ins SEO-Ranking einfließt, profitieren Unternehmen von besserer Nutzerfreundlichkeit, mehr Reichweite und einem positiven Image.
Mit dem EAA wird Barrierefreiheit nicht nur zur Pflicht, sondern auch zur Chance für Innovation und Markterfolg. Wer jetzt investiert, ist für die Zukunft bestens aufgestellt.
Hinweis: PageSpeed Insights selbst prüft aktuell keine Barrierefreiheit im WCAG-Sinn, sondern nur technische Performance. Für die EAA-Konformität müssen spezialisierte Tools wie axe, WAVE oder Lighthouse (mit erweiterten Plugins) eingesetzt werden. Diese Tools testen gezielt die WCAG-Kriterien und sind für die Umsetzung des EAA unerlässlich.
Link zum Original-Beitrag: Barrierefreiheit überprüfen & verbessern